Nach fast einem Jahr Projektarbeit haben wir nun unser Ziel erreicht. Wir können unsere Ausgangsfrage: „Welche Auswirkungen hat die digitale Arbeitswelt auf die Belastung der Belegschaft?“ beantworten. Mit Hilfe eines Online-Fragebogens ist es uns gelungen, 101 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu erreichen – dafür schon einmal vorab vielen Dank an alle, die mitgemacht haben! Neben dem Fragebogen konnten wir auch einige Interviews führen, welche die persönlichen Empfindungen qualitativ unterstrichen haben.
Ergebnisse unseres Fragebogens und der Interviews
An unserem Fragebogen nahmen insgesamt 68 weibliche Personen und 33 männliche Personen teil. Von diesen Teilnehmenden gaben nur ca. 27% der Befragten an, mobil arbeiten zu dürfen. Im Gegensatz zum mobilen Arbeiten scheint die elektronische Akte in den Behörden und privaten Institutionen häufiger genutzt zu werden – von den 101 Teilnehmerinnen und Teilnehmern arbeiten 40 Personen bereits mit der E-Akte. Beide Arbeitsmodelle gehören hingegen nur für 13 Teilnehmende zum Arbeitsalltag.
Darunter zählt zum Beispiel die ständige Erreichbarkeit, die Verknüpfung von Beruf- und Privatleben, die Erholung, die soziale Interaktion, der Umgang mit Technik oder auch der Kosten- und Zeitersparnis.
Beim mobilen Arbeiten hat die Mehrheit der Befragten der besseren Verknüpfung von Berufs- und Privatleben zugestimmt. Ähnlich standen die Teilnehmenden der größeren Aufgabenbewältigung gegenüber. Eine vergleichbare Stimmung zeigt sich bei der Kosten- und Zeitersparnis.
Ein klares Ergebnis zeigt sich in der gesteigerten Arbeitsmotivation, wonach sich die Befragten durch die Nutzung des mobilen Arbeitens motivierter fühlten.
Wenn es um den Belastungsfaktor der fehlenden sozialen Interaktion geht, so gab die Mehrheit an, durch die Nutzung des Modells weniger sozial interagieren zu können. Auch der ständigen Erreichbarkeit durch die Nutzung des Modells wurde mehrheitlich zugestimmt. Damit einhergehend zeigten sich für die Teilnehmenden weniger qualitativ gleichwertige Erholungsphasen.
Die bekannten Vorteile des flexiblen Arbeitszeitmodells werden durch unsere Ergebnisse bestätigt. Nur die fehlende soziale Interaktion, die ständige Erreichbarkeit und das Ausbleiben von Erholungsphasen sind wahrzunehmende Belastungsfaktoren.
Ähnliche Aspekte erfragten wir in dem Themengebiet der elektronischen Akte. Der Umgang mit der E-Akte wurde als unproblematisch erachtet; auch ein Zeitersparnis konnte überwiegend bestätigt werden. Wesentlich breiter ist das Spektrum in der Frage nach der Bewältigung eines größeren Aufgabenumfangs. Dort sprach sich die Mehrheit der Befragten für einen größeren Arbeitsumfang aus, jedoch stimmte der überwiegende Teil nur “eher” bzw. “größtenteils” zu. Genauso wie beim mobilen Arbeiten vermisste die Mehrheit durch das Nutzen der elektronischen Akte die sozialen Interaktionen. Das wurde auch in einem unserer geführten Interviews deutlich.
Dort hieß es: “Ich muss mich ständig einarbeiten und einlernen, mehrfach, heute ist es so, morgen wieder anders. Es ist künstlich, ich mag den persönlichen Kontakt lieber.” Der Interviewpartner beschrieb eine “erhöhte Motivation bei der Einführung der E-Akte, jedoch sind im Nachhinein Anpassungen bei der E-Akte notwendig gewesen, was die Motivation geschmälert hat.”
Im Ergebnis hat die Mehrzahl der Teilnehmenden das Modell der E-Akte als positiv empfunden. Mögliche Belastungsfaktoren, wie der schwierige Umgang mit der E-Akte, haben sich nicht als Problemaspekt herausgestellt. Vielmehr sieht die Mehrheit in der E-Akte eine Verbesserung des Arbeitsalltages. Als problematisch erscheint jedoch die fehlende Interaktion mit Kolleginnen und Kollegen. Die Teilnehmenden, die sich nicht für die E-Akte ausgesprochen haben, könnte man mit dem Durchführen von Weiterbildungs-veranstaltungen vielleicht die Scheu nehmen.
Diejenigen, die weder die elektronische Akte noch das mobile Arbeiten wahrnehmen, haben wir befragt, warum dies nicht möglich ist. Als eine der Hauptgründe wurde die fehlende Technik bzw. die fehlende Netzwerkverbindung genannt. Eine weitere Problematik stellte das Abdecken der Sprechzeiten dar.
Die deutschen Institutionen scheinen, unabhängig voneinander, Probleme in der Bereitstellung der vorausgesetzten und erforderlichen Technik zu haben.
Dies bremst dementsprechend die Digitalisierung und deren Maßnahmen aus. Zudem sind die wenigstens Verwaltungsleistungen online verfügbar, sodass Sprechzeiten und die Möglichkeit von Home-Office derzeit nicht zusammen funktionieren können.
Unser Fazit
Insgesamt kann die Nutzung der beiden Geschäftsmodelle den Einzelnen (psychisch) belasten. Aber nicht jeder (mögliche) Belastungsfaktor wird durch digitale Maßnahmen begünstigt. Vielmehr werden die Vorteile der Geschäftsmodelle als solche durch die Nutzer wahrgenommen. Jedoch wird besonders in den Interviews deutlich, wie unterschiedlich die persönlichen Empfindungen sind und wie abhängig dies vom Umgang und der Akzeptanz mit digitalen Modellen in den Unternehmen und Behörden und den dort vorherrschenden technischen Voraussetzungen ist.
Die Interviews und der Fragebogen haben gezeigt, dass der Wunsch nach Digitalisierung und deren Maßnahmen groß ist.
Arbeitgeber und Dienstherren müssen Hand in Hand mit ihren Beschäftigten die Belastungsfaktoren ernst nehmen und Lösungen finden.
Vielen Dank und auf bald!
Wir hoffen, dass wir euch mit unseren Ergebnissen die „Zukunft der Arbeit“ etwas näherbringen, vielleicht die eine oder andere Frage klären sowie Anknüpfungspunkte für weitere Projekte geben konnten.
Wir möchten uns an dieser Stelle für Ihre Aufmerksamkeit bedanken – durch Ihr Interesse wurden unsere Beiträge erst lebendig! Ein besonders großer Dank gilt der Bertelsmann-Stiftung. Sie haben es uns ermöglicht, als Gastautoren auf Ihrem stiftungseigenen Blog aufzutreten und uns bei unseren Beiträgen tatkräftig unterstützt. Auch an die Hochschule Harz möchten wir unseren Dank richten, da sie dieses Projekt erst ins Leben gerufen hat und wir ebenfalls von dieser Seite viel Hilfe erfahren haben. Durch die gute Zusammenarbeit konnte unser semesterübergreifendes Projekt „Zukunft der Arbeit“ wachsen und viele Menschen erreichen.
Heute sagen wir nicht nur „Danke“, sondern auch „Auf Wiedersehen“, denn das ist unser vorerst letzter Post auf diesem Blog. Wie schnell die Zeit vergangen ist, denn unsere knapp einjährige Projektarbeit neigt sich nun dem Ende zu. Auch, wenn wir darüber ein bisschen wehmütig sind, konnten wir durch das Projekt unser Studium aus einer ganz anderen Perspektive erleben und umsetzen.
In diesem Sinne bleibt uns nur noch eins zu sagen: Achten Sie auf Ihre Gesundheit und bleiben Sie offen für Neues!
Ihr Team von Harz goes to New Work!
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