Auf dem Weg zum zirkulären Produkt: Angebote für Unternehmen
Mittlerweile setzt sich die Erkenntnis durch, dass die Welt vor großen Herausforderungen steht. Der stetig wachsende Ressourcenverbrauch und die anhaltend hohe CO2-Produktion bringen unseren Planeten an seine Grenzen und es ist weitgehend anerkannt, dass die Wirtschaft maßgeblich hierzu beiträgt.
Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, braucht es ein Umdenken – weg von der klassischen linearen hin zu einer zirkulären Wirtschaft. Ressourcen müssen zwingend möglichst lange im Kreislauf gehalten werden, Abfall minimiert und die Wiederverwendbarkeit von Produkten maximiert werden, wenn ein Umschwung gelingen soll.
Doch wie kann Unternehmen diese anspruchsvolle Transformation gelingen? Welche Unterstützungsangebote gibt es und wo liegen die Herausforderungen?
Viele Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Geschäftsmodelle nachhaltig zu transformieren, ohne eine klare Roadmap zu haben. Die Bertelsmann Stiftung hat es sich daher zur Aufgabe gemacht zu beobachten, welche Unterstützungsangebote es bereits gibt und welche unterschiedlichen Ansätze sie verfolgen.
Zu den wichtigsten Erkenntnissen gehört, dass es bereits zahlreiche praxisorientierte Programme gibt, darunter:
- Workshops und Schulungen: Beispielsweise die Workshops von Circular Republic oder die CIRCO-Methodik, die Unternehmen unter anderem dabei unterstützen, Circular Design in ihre Prozesse zu integrieren.
- Zertifikatslehrgänge: Etwa von der IHK oder der Bitkom Akademie, die Grundlagen der Circular Economy vermitteln.
- Branchenspezifische Initiativen, Netzwerke und Best Practices: Vor allem in der Bau- und Textilbranche gibt es zunehmend gezielte Angebote und wertvolle Vernetzungsmöglichkeiten; Beispiele sind das CIBUTEX Netzwerk bzw. Plattformen wie die Circular Economy Initiative Deutschland und der Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V.
Alle diese Programme helfen Unternehmen auf unterschiedliche Weise, innovative Ansätze zu entwickeln und nachhaltige Lösungen zu implementieren.
Die CIRCO-Methodik als Best-Practice-Ansatz
Um mehr über Erfolg und die Akzeptanz von Schulungsmaßnahmen zu erfahren, haben wir uns die bereits länger erprobte CIRCO-Methodik aus den Niederlanden näher angesehen.
Dieser Workshop-Ansatz der in den Niederlanden entwickelt und in bereits mehreren Nachbarländern erprobt wurde, wird von der Effizienz-Agentur NRW seit 2021 kostenlos in Deutschland angeboten. Seit dem Start haben bereits über 150 Unternehmen mit mehr als 250 Teilnehmenden an den sogenannten Tracks teilgenommen. In unserer online-basierten Untersuchung haben wir alle teilnehmenden Betriebe eingeladen, Feedback zu diesem Angebot abzugeben.
Das Ergebnis ist, dass diese Form der Fortbildung mit integrierter Vernetzung, als hilfreich angesehen wird. Die Ergebnisse zur Befragung in Kürze:
- Hohe Zufriedenheit: 90 % der Teilnehmenden bewerten die Workshops als hilfreich und praxisnah.
- Wissenszuwachs: Die Mehrheit hat ihr Verständnis für Circular Economy deutlich verbessert.
- Umsetzungspotenzial: 40 % der Unternehmen befinden sich nach den Workshops in der aktiven Umsetzung eines zirkulären Projekts.
- Herausforderungen: Zeitmangel und das Tagesgeschäft sind die größten Hürden für Unternehmen.
Warum Unternehmen auf Circular Economy setzen sollten
Wir haben neben der Bewertung des Workshopformats auch gefragt, warum Unternehmen sich mit Circular Economy beschäftigen. Sie tun dies vor allem aus wirtschaftlichen und strategischen Gründen, aber auch aus einem unternehmenskulturell getragenen Verantwortungsbewusstsein für zukünftige Generationen.
Hier ein paar Schlagworte die genannt wurden:
- Zukunftssicherung: Langfristig nachhaltige Geschäftsmodelle sichern die Wettbewerbsfähigkeit.
- Innovation: Circular Design bietet neue Marktchancen und Differenzierungsmöglichkeiten.
- Regulatorische Anforderungen: Gesetzliche Vorgaben wie die EU-Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) erfordern ein Umdenken.
Interessant war, dass die Nachfrage von Kund:innen aktuell (noch) eine nachrangige Rolle spielte. Sie ist aber ein unterstützender Anreiz bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle.
Herausforderungen und Handlungsbedarf
Die Umsetzung von Circular Economy stellt insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen, weil der Wandel „neben dem laufenden Betrieb“ gelingen muss. Viele Unternehmen wünschen sich gezielte Unterstützung in folgenden Bereichen:
- Finanzielle Anreize: Fördermittel und gezielte Steuererleichterungen können den Wandel beschleunigen.
- Branchenübergreifende Kooperationen: Die Zusammenarbeit mit dem Handel, Lieferant:innen und Partnern ist essenziell.
- Internes Know-how: Schulungen für Produktentwickler:innen und Vertriebsteams sind notwendig.
- Digitale Tools: Technologien zur Ressourcenerfassung und Produktpässe erleichtern die Implementierung.
Fazit: Die Transformation ist anspruchsvoll, doch mit den richtigen Unterstützungsangeboten und einer klaren Vision ist der Wandel machbar.
Unternehmen, die die Circular Economy auch als wirtschaftlich strategischen Vorteil begreifen, profitieren langfristig. Die Transformation dahin ist aber anspruchsvoll und bedarf passender Unterstützungsangebote.
CIRCO-Workshops und andere Schulungsprogramme leisten hier wertvolle Arbeit. Umso erfreulicher ist es, dass der Markt an Angeboten zur Zeit stetig wächst und passende Programme bzw. Vernetzungsangebote für immer mehr Bedarfe bereithält.
Entscheidend wird sein, dass Unternehmen jetzt aktiv werden, die Unterstützung annehmen und zirkuläre Prinzipien in ihre Prozesse und Produkte integrieren. Wir sind überzeugt, dass in Zukunft der wirtschaftliche Erfolg unabdingbar mit Aspekten der Nachhaltigkeit verknüpft ist – und Unternehmen, die heute die richtigen Weichen stellen, morgen Vorreiter in einem ressourcenschonenden Markt sein werden.
Wir werden die Unterstützungsangebote für zirkuläres und ressourcenschonendes Wirtschaften weiter beobachten und regelmäßig über interessante Entwicklungen berichten.
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Lieber Herr Schwehr,
herzlichen Dank für Ihre fundierte Rückmeldung.
Wenn mein Beitrag den Eindruck erweckt hat, ich wolle das Thema auf die Wirtschaft eingrenzen, dann tut es mir leid. Das wollte ich nicht damit zum Ausdruck bringen. Viele der genannten Fortbildungen, Workshops und Netzwerke machen den Aspekt „Einbeziehung ALLER und die Notwendigkeit der Kooperation“ stark und schulen in dieser Hinsicht.
Und, Sie haben natürlich vollkommen recht: Ein ganzheitlicher Ansatz ist zwingend notwendig. Nur eine gesamtgesellschaftliche Anstrengung und Sinneswandel kann zum Erfolg führen. Deshalb behandeln wir das Thema Circular Economy in der Bertelsmann Stiftung auch als Querschnittsthema. Kolleg:innen aus den unterschiedlichsten Programmen arbeiten daran. So z.B. im „Zentrum für Nachhaltige Kommunen“, „Europas Wirtschaft“, „Bildung und Next Generation“, „Green Skills – Kompetenzen für eine nachhaltige Wirtschaft“ – um nur einige zu nennen.
Alle die bei uns an diesen Themen arbeiten, sind sich bewußt, dass wir uns noch ganz am Anfang der Sensibilisierung für dieses Thema befinden und noch sehr viel Arbeit vor uns liegt, bis die gewünschte breite Wirkung sichtbar wird.
Ich hoffe, Sie begleiten uns auch weiterhin so interessiert.
Viele Grüße
Alexandra Schmied
Guten Tag.
Mit Interesse habe ich Ihren Artikel gelesen. Einige Gedanken dazu.
Die Wirtschaft , die Unternehmen sind ein wesentlicher Faktor, daran gibt es keinen Zweifel und die von Ihnen eingeleiteten Initiativen und Massnahmen sind sehr fundiert.
Nach meiner Auffassung sind jedoch in der Endkonsequenz die Kunden verantwortlich und Verursacher der bestehenden Probleme. Um die gewünschten Ergebnisse und eine dauerhafte Nachhaltigkeit zu erzielen müsste viel früher mit der Arbeit begonnen werden.
Die Thematik nur auf Firmen zu begrenzen greift zu kurz und setzt zu spät ein.
Wäre es nicht sinnvoller das Thema ganzheitlich unter Einbeziehung ALLER am System Beteiligten anzugehen ? ( Hersteller, Logistik, Handel, Marketing und Kunden )
Die Bildung zum Thema solle ganz früh beginnen.
Das wäre ein Paradigmenwechsel mit breiter Wirkung und Aussicht auf dauerhaften Erfolg.
Danke für Ihr Interesse und ich freue mich auf Ihre Nachricht.
Viele Grüße
Dieter Schwehr