von Leonhard Teichert (CIRCULAR REPUBLIC), Armando García Schmidt (Bertelsmann Stiftung), Susanne Kadner (CIRCULAR REPUBLIC)
Gütersloh / München, 15. Mai 2025
Die Circular Economy ist kein Nischenthema mehr. Steigende Rohstoffpreise, geopolitische Unsicherheiten und neue Regulierungen haben die Kreislaufwirtschaft in den Mittelpunkt unternehmerischer Transformationsstrategien gerückt. Doch trotz wachsender Relevanz bleibt die praktische Umsetzung oft in Pilotprojekten stecken. Warum gelingt der Sprung in die Breite nicht? Und was braucht es, damit Unternehmen den Wandel erfolgreich meistern?
Diese Fragen haben wir für unsere Studie „Circular Economy braucht Leadership“ mit über 50 Expert:innen und Praktiker:innen diskutiert. Unsere zentrale Erkenntnis: Es sind Menschen, die die Transformation vorantreiben – wir nennen sie interne Champions oder Promotor:innen. Und genau diese Schlüsselakteure brauchen gezielte Unterstützung, damit die Unternehmen effizient vorankommen.
Zentrale Hindernisse auf dem Weg zur Circular Economy
Die Einführung zirkulärer Geschäftsmodelle scheitert in vielen Unternehmen nicht an der Vision, sondern an der Umsetzung. Drei betriebliche Hürden stehen dabei besonders im Weg:
- Organisatorische Barrieren: Fehlende Kooperation zwischen Abteilungen, starre Silostrukturen und geringe strategische Verankerung erschweren die Integration von Circular-Economy-Initiativen ins Kerngeschäft.
- Fehlender Austausch über Best Practices: Erfolgreiche Beispiele sind selten sichtbar. Das Peer-to-Peer-Lernen über Unternehmensgrenzen hinweg findet kaum statt – Inspiration und Vertrauen in eigene Initiativen bleiben aus.
- Mangelnde Karriereanreize: Wer sich für Circular Economy engagiert, tut dies häufig „on top“ – oft ohne strategische Rückendeckung oder Karriereperspektiven. Das entmutigt selbst motivierte Mitarbeitende.
Die Rolle der internen Champions
Unsere Analyse zeigt: Interne Champions sind die Triebkräfte des Wandels. Sie verbinden Fachwissen mit strategischem Weitblick, bauen Netzwerke auf, überwinden Widerstände und machen aus abstrakten Ideen umsetzbare Praxis. In vielen Organisationen entstehen diese Rollen zufällig – dabei ist ihr Potenzial viel zu groß, um dem Zufall überlassen zu werden.
Diese Champions übernehmen drei entscheidende Funktionen:
- Brückenbauer:innen zwischen Theorie und Praxis,
- Multiplikator:innen innerhalb der Organisation,
- Vernetzer:innen über Unternehmensgrenzen hinweg.
Dennoch fehlt in vielen Unternehmen ein systematischer Ansatz zur Identifikation, Qualifizierung und Unterstützung dieser Schlüsselpersonen.
Fünf Empfehlungen für mehr Wirkung
Wir haben in unseren Gesprächen gelernt: Damit die Circular Economy gelingt, müssen Unternehmen gezielt in ihre internen Promotor:innen investieren. Auf Basis unserer Erkenntnisse empfehlen wir fünf Maßnahmen:
- Identifikation geeigneter Personen: Wer kennt Prozesse, genießt Vertrauen und ist motiviert, Wandel zu gestalten? Ein strategischer Blick auf Rollen, Netzwerke und Einflussmöglichkeiten hilft bei der Auswahl.
- Aufbau von Kompetenzen: Neben technischem Know-how sind Überzeugungskraft, Change-Management-Fähigkeiten und die Fähigkeit zur Business-Case-Entwicklung essenziell.
- Karriereanreize schaffen: Circular Economy darf kein Goodwill-Thema bleiben. Wer Wandel gestaltet, sollte auch sichtbar profitieren – in Form von Entwicklungsmöglichkeiten, Verantwortung und Anerkennung.
- Netzwerke fördern: Interne wie externe Netzwerke sind der Schlüssel für Wirkung. Promotor:innen brauchen Austausch, Sparring und Inspiration – jenseits der eigenen Organisation.
- Rückhalt durch das Top-Management: Nur wer strategisch gestützt wird, kann Hebel in Bewegung setzen. Das C-Level muss den Rücken stärken, Ressourcen bereitstellen und Transformation priorisieren.
Leadership als Motor der Transformation
Unsere These ist klar: Circular Economy braucht Leadership. Und Leadership bedeutet in diesem Kontext nicht nur Position oder Hierarchie, sondern Haltung, Überzeugung und Gestaltungskraft. Die Zukunft der Kreislaufwirtschaft entscheidet sich nicht allein in Strategiepapiere oder in E-Learnings – sie entsteht dort, wo Menschen gemeinsam anpacken, ausprobieren und vorangehen.
Wir plädieren für eine neue Kultur der Ermöglichung, in der Talente gezielt gefördert und befähigt werden, unternehmerische Transformation aktiv zu gestalten. Denn nur so wird aus der Vision Circular Economy ein wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Fortschritt mit System.
Mitmachen. Vernetzen. Vorangehen.
Wenn auch Sie in Ihrem Unternehmen etwas bewegen wollen – kommen Sie mit uns ins Gespräch!
Am 22. Mai beim Circular Republic Festival in München diskutieren wir genau darüber:
Wie fördern wir Promotor:innen in Organisationen? Wie bauen wir zirkuläre Netzwerke? Und wie schaffen wir gemeinsam eine neue Wirtschaftlichkeit, die Kreisläufe ernst nimmt?
Wir freuen uns auf Ihre Perspektiven, Erfahrungen und Ideen.
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