Große Diskussionen

Die Diskussion zur Zukunft der Arbeit verlangt nach neuen Impulsen. Hier setzt ForeWork an, ein Initiative von jovoto in Kooperation mit der adidas Group, Cisco Systems, der Deutschen Telekom, Vitra und der Volkswagen AG.

ForeWork nutzt eine Open Innovation-Methode genannt Crowdstorming, entwickelt von jovoto,  um neue Inspiration für eine bessere Arbeitswelt der Zukunft zu bieten. Crowdstorms sind Innovationswettbewerbe, bei denen Teilnehmer aus der ganzen Welt teilnehmen können. Doch entgegen klassischer Wettbewerbe sind Crowdstorms ein kollaborativer und offener Prozess, der von Fachexperten begleitet wird und bei dem die Teilnehmer untereinander ihre Ideen diskutieren und sich gegenseitig Feedback geben.

Kern von ForeWork sind zwei solcher Crowdstorms, welche von Dezember 2016 bis März 2017 liefen. Die Fragestellungen der Crowdstorms waren:

  • Looking ForeWork: Wie willst du arbeiten und was könnte eine Organisation dir anbieten, damit du für sie arbeiten wollen würdest?
  • Design ForeWork: Wie stellst du dir die Arbeitsumgebung des Jahres 2025 vor?

Bei den beiden Crowdstorms wurden insgesamt über 200 Konzepte eingereicht. Diese reichen von neuen Plattformen für agile Projektteams, über an Spielplätzen orientierten Organisationskonzepten, bis zu virtuellen Duplikaten von Büros. Sie rangieren von “Goodies”, welchen man den Mitarbeitern gewähren könnte, zu komplexen Netzwerken und System, welche mit dem aktuellen Stand der Technik noch nicht möglich wären, aber in absehbarer Zukunft durchaus realistisch sind.  Alle Einreichungen sind unter www.jovo.to/work einsehbar und in Kürze wird eine erste Auswertung veröffentlicht werden.

Co-Creation Workshop

Ende April findet der zweite Schritt der Initiative statt. In einem Co-Creation Workshop werden die eingereichten Ideen diskutiert und geclustert und ein interdisziplinäres Team aus Unternehmensvertretern, Experten und Teilnehmer der Crowdstorms entwickelt auf ihrer Basis Zukunftsszenarien, Organisationsstrategien und mögliche Pilotprojekte. Weitere Workshops sind geplant, um noch tiefer in die Konzepte einsteigen zu können und alternative Szenarien zu entwickeln.

Das besondere an der Initiative ist jedoch nicht nur die Methodik, sondern auch die Teilnehmer und darüber die Perspektive, die auf die Zukunft der Arbeit geworfen wird. Es wird zwar häufig über “Millennials” diskutiert, aber selten mit ihnen. Und noch seltener werden sie in die Ausarbeitung neuer Arbeitsmodelle einbezogen.

Auf jovoto.com sind über 85.000 Menschen angemeldet, der Großteil zwischen 25 – 35 Jahre. Es ist eine diverse Community, die meisten der Mitglieder kann man als Kreativarbeiter beschreiben. Es sind Grafikdesigner, Produktdesigner, Service Designer, Texter oder Illustratoren, aber auch Architekten und Ingenieure. Die meisten von ihnen sind  gut ausgebildet (>75% Hochschulabschluss). Viele sind selbstständig oder liebäugeln mit einer Selbstständigkeit. Alle sind proaktiv im Bezug auf ihre Arbeit und lassen sich bereits heute auf neue Arbeitsmodelle ein.

Im ersten Moment mag man in Frage stellen, inwieweit Konzepte von jungen, selbstständigen Kreativen Relevanz für Großkonzerne haben. Schließlich ist der Großteil der Belegschaft in klassischen Arbeitsverhältnissen und häufig auch in klar strukturierte Arbeitsprozesse eingebunden, welche wenig Platz für “Kreativität” lassen.

Wandel hin zu agilen Organisationen

Aber wenn man sich einen der großen Trends der Arbeitswelt, den Wandel hin zu agilen Organisationen, anschaut, erkennt man die Bedeutung schnell. Denn auch wenn die wenigsten der Kreativen in großen Konzernen arbeiten, erleben sie schon heute einen Arbeitsalltag, welcher bald für immer mehr Arbeitnehmer der Alltag sein wird. Weniger Hierarchien und feste Strukturen, mehr selbstbestimmtes Arbeiten und proaktives Problemlösen. Hierdurch erlauben die Konzepte der Community eine Art “Leap Frogging”, d.h. den Wandel hin zur agilen Organisation unter Berücksichtigung der Wünsche von Menschen, welche bereits heute agil arbeiten und die Herausforderungen solch einer Arbeit kennen.

Der dritte Grund, warum wir uns durch ForeWork relevante Ergebnisse für die Debatte um die Zukunft der Arbeit erhoffen, ist eben dieser Begriff der “Wünsche”. In der Zukunftsforschung wird von möglichen, wahrscheinlichen und wünschenswerten Zukünften gesprochen. Häufig gibt es bei der Entwicklung von Zukunftsszenarien jedoch eine einseitige Fokussierung auf wahrscheinlichen Zukünfte und eine Vernachlässigung der wünschenswerten Zukünfte. Es ist unklar, inwieweit in Zeiten der Unsicherheit und des rapiden Wandels, solche wahrscheinlichen Zukunftsszenarien noch großen Wert bzw. Deutungskraft haben.  Vielleicht hilft es, den Fokus eher auf Wunschszenarien zu legen, welche als Kompass für der Wandel fungieren können. Und eben diese  Wunschszenarien erfragen wir über die Crowdstorms.

Am 20. April findet zudem in Berlin ein Netzwerk-Event statt, bei welchem die ersten Ergebnisse präsentiert und diskutiert werden. Wenn Sie hieran teilnehmen möchten, schreiben Sie mir einfach eine E-Mail. Die Plätze sind begrenzt.

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