Die Digitalstrategie der Bundesregierung will Menschen in den Mittelpunkt stellen. Neue Technologien eröffnen dafür ein riesiges soziales Potenzial. Allerdings fördert die Politik eher Akteure aus der „klassischen“ Wirtschaft bei der Entwicklung dieser Technologien. Innovative Social Startups, denen die soziale Rendite wichtiger ist als die finanzielle, haben häufig das Nachsehen. Ein Beitrag von Katrin Elsemann mit Daten aus dem Ersten Deutschen Social Entrepreneurship Monitor (DSEM), der heute erscheint.

Das Wohl der Menschen in den Mittelpunkt stellen

Vor wenigen Wochen wurde die Digitalstrategie der Bundesregierung vorgestellt. In den fünf Bereichen Digitale Kompetenz, Infrastruktur und Ausstattung, Innovation und digitale Transformation, Gesellschaft, und Moderner Staat soll der digitale Wandel gefördert werden. Über allen Bereichen steht der Leitsatz, dass der Mensch im Mittelpunkt stehen soll.

Das ist grundsätzlich sehr zu begrüßen – denn „die Digitalisierung“ kommt nicht einfach über uns, sondern kann und muss zum Wohle der Menschheit gestaltet werden. Und das soziale Potenzial von digitaler Technik ist riesig! Egal ob Blockchain, 3D-Druck, Augmented Reality oder Künstliche Intelligenz: Neue Technologien können den Zugang zu Bildung erleichtern, Menschen mit Behinderungen mehr Teilhabe ermöglichen, die Gesundheitsversorgung verbessern, zum Schutz der Umwelt beitragen und und und.

Digitalstrategie greift Chancen nicht genügend auf

Dennoch greift die Digitalstrategie des Bundes diese Chancen nicht genügend auf, sondern fördert insbesondere Akteure aus der „klassischen“ Wirtschaft bei der Entwicklung der neuen Technologien. Dabei scheint es kein Kriterium zu sein, ob diese Akteure dann das soziale Potenzial nutzen und ob die Technologien im Sinne einer gesellschaftlichen Wirkung nachhaltig eingesetzt werden.

Dabei können wir die komplexen Probleme unsere Gesellschaft nur lösen, wenn wir neue Methoden ausprobieren und innovative Mittel einsetzen – und wenn wir die Entwicklung dieser neuen Instrumente nicht ausschließlich nach renditegetriebenen Kennzahlen ausrichten.

Digitalisierung an sich ist kein Wert – sondern das, was man daraus macht

Es sollte daher weniger eine Digitalstrategie geben als eine Strategie zur Bewältigung sozialer Herausforderungen mittels technologischer Innovationen! Denn Digitalisierung an sich ist kein Wert – sondern das, was wir daraus machen.

Erster Deutscher Social Entrepreneurship Monitor liefert viele neue Daten

Der heute erscheinende Erste Deutsche Social Entrepreneurship Monitor liefert viele Daten dazu: Während zum Beispiel Mobile-Apps oder andere digitale Anwendungen mittlerweile bei der Mehrheit der Social Startups Standard sind, nutzen bereits ca. 25 Prozent der befragten Unternehmen Technologien, die auf Künstlicher Intelligenz basieren, und über 20 Prozent setzen auf Blockchain oder Internet of Things.


 

Beispiele: Organisation für nachhaltigen Konsum, Minespider, Mobile Retter …

Darunter sind Social Entrepreneurs wie die Organisation für nachhaltigen Konsum, die mittels intelligenter Algorithmen die Kaufentscheidungen von Konsument*innen hinsichtlich einer ökologischen Nachhaltigkeit beeinflussen will.

Oder Minespider, das Lieferketten von mineralischen Rohstoffen über Blockchain transparent macht und so den nachhaltigen und fairen Abbau von Mineralien fördert.

Das Startup RehaGO (www.rehago.eu) setzt auf Virtual Reality, um von Schlaganfall betroffene Menschen eine effektivere Therapie zu ermöglichen.

Und die Organisation Mobile Retter nutzt GPS-Software auf Smartphones, um Ersthelfer*innen bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zu alarmieren. Sie sind dann sehr oft viel schneller am Notfallort als der Rettungsdienst.

Während solch eine lebensrettende Innovation in Großbritannien von einer aus staatlichen Mitteln geförderten Stiftung landesweit ausgerollt wurde, kann Mobile Retter nur auf eigene Mittel/Erträge und private Zuwendungen zählen – was eine Skalierung weitaus schwieriger macht.

Social Startups brauchen mehr öffentliche Fördermittel

Für die meisten Social Startups ist das Thema Finanzierung eine Herausforderung, da neben der finanziellen Nachhaltigkeit die soziale Wirkung des Unternehmens im Fokus steht. Investoren haben daher in der Regel eine geringere Rendite zu erwarten – für viele Stiftungen arbeiten Social Entrepreneurs jedoch zu unternehmerisch.

Wie uns die Daten aus dem Deutschen Social Entrepreneurship Monitor zeigen, sind es aber insbesondere staatliche Fördermittel, die am schwierigsten einzuwerben sind. Für Technologie-basierte Sozialunternehmen bedeutet das häufig eine echte Wachstumsbremse: Die Entwicklung von digitaler Technik ist teuer. Software-Developer sind auf dem Markt heiß begehrt, privates Kapital überwiegend renditegetrieben. Deshalb benötigen wir in Deutschland dringend mehr öffentliche Förderung für solche Unternehmen, die zeigen, wie das Gemeinwohl mithilfe digitaler Technik steigen kann.

Gründungslandschaft voller großartiger Ideen

Wenn man sich die aktuelle Gründungslandschaft anschaut, dann wird deutlich, wie viele Unternehmer*innen mit großartigen Ideen für eine Digitalisierung zum Wohle der Menschheit eintreten. Diesen Social Entrepreneurs gilt es mehr Sichtbarkeit und mehr Rückenwind zu geben – damit wir in einer Gesellschaft leben, in der alle Menschen von Fortschritt und Innovation profitieren.

 

Hinweis der Redaktion:

Im Rahmen des Wettbewerbs „Mein gutes Beispiel“  sind unsere Kollegen aus dem Projekt „Unternehmensverantwortung regional wirksam machen“ momentan wieder auf der Suche nach Unternehmen, die auf innovative Art und Weise Verantwortung übernehmen oder für einen gesellschaftlichen Mehrwert sorgen. In diesem Jahr zum ersten Mal auch in der Kategorie „jung und innovativ“.  Das Bewerbungsverfahren läuft noch bis zum 31.01.2019. Weitere Infos dazu im Video oder auf der Website!

 

 

 

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