Die Gestaltung einer lebenswerten Zukunft ist ohne Nachhaltigkeit nicht mehr zu denken. Ob in Politik, Wirtschaft oder Gesellschaft – unser Handeln wird in einer sich dramatisch verändernden Welt zukünftig mehr denn je daran gemessen werden, wie wir agieren. Nachhaltigkeit wird zum Schlüsselbegriff, der ökologische, ökonomische und soziale Verantwortung miteinander verbindet und nachhaltiges Wirtschaften wird damit zwangsläufig zur „license to operate“ für jedes Wirtschaftsunternehmen.

Das eigene Geschäftsmodell zukunfts- und enkelfähig gestalten

In unserer zunehmend vernetzten und klimabewussten Welt müssen Unternehmen sich dieser komplexen Herausforderung stellen und gleichzeitig erfolgreich und wettbewerbsfähig bleiben. Es geht darum, im Spiel zu bleiben und das eigene Geschäftsmodell zukunfts- und enkelfähig zu gestalten, sowie nachhaltiges Handeln und wirtschaftlichen Erfolg in Einklang zu bringen. Simon Sinek, mehrfacher Bestseller-Autor und Unternehmensberater, drückt es in seinem Buch „The Infinite Game“ treffend aus, wenn er sagt:

In infinite games, like business or politics or life itself, the players come and go, the rules are changeable, and there is no defined endpoint. There are no winners or losers in an infinite game; there is only ahead and behind.

Die Regeln für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ändern sich gerade durch den vom Menschen verursachten Klimawandel. Der Weg zu einem nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen ist daher eine Transformation, die jedem Unternehmen bevorsteht. Vielfach wird sie in den Unternehmen als von außen auferzwungen wahrgenommen. Und das mag sich für viele Unternehmer und C-Level Executives auch so anfühlen. Fakt ist aber, dass ein „weiter so wie bisher“ nicht mehr akzeptabel und unternehmerisch nicht geboten ist. Selbst gestandene CEO mit beeindruckenden Karrieren, sehen sich plötzlich getrieben von Kundenerwartungen, neuer Regulatorik und oft genug auch von Mitarbeiter:innen einer neuen Generation, die den Purpose und die Vision des Unternehmens und seinen gesellschaftlichen Beitrag kritisch betrachten. Aber ist nicht genau das die Grundlage von Innovation? Das Hinterfragen des Bestehenden, das Anpassen an einen neuen Kontext und das Gestalten der Zukunft?

Gesellschaftliche und politische Erwartungen erfüllen

Laut einer gerade veröffentlichten Studie des Bundesumweltamtes befürworten 90 Prozent der Bürger in Deutschland den ökologischen Umbau der Wirtschaft, obwohl sie sich gleichzeitig sehr große Sorgen um das Ansteigen der Lebenshaltungskosten machen – gerade was Strom, Heizung, Mobilität oder Ernährung angeht. Trotzdem spielen Klima- und Umweltschutz eine große Rolle und die Erwartung ist, dass hier von allen gesellschaftlichen Akteuren mehr getan wird. Gerade bei Industrie und Wirtschaft sind nur 15% der in der Studie Befragten davon überzeugt, dass hier das Ambitionsniveau hoch genug ist und Unternehmen den Erwartungen gerecht werden.

Aber es sind nicht nur die gesellschaftlichen Erwartungen, die die Unternehmen unter Druck setzen. Im Einklang mit den UN-Klimazielen haben sich Regierungen und Institutionen zum „Net Zero“-Ziel verpflichtet, wodurch nachhaltiges Wirtschaften eine noch größere Relevanz erhält. Nachhaltigkeit muss somit entlang der Wertschöpfungskette verstanden und gesteuert werden und Geschäftsmodelle müssen kontinuierlich reflektiert und weiterentwickelt werden. Es ist daher keine Überraschung, dass die zunehmende gesetzliche Regulatorik (EU-Taxonomie und CSRD seien hier als Beispiele genannt) immer mehr Unternehmen – national wie international – dazu bringt, nachhaltiges Wirtschaften in ihre Strategie zu integrieren und Nachhaltigkeit nicht mehr als ein Projekt zu verstehen, sondern als elementare Komponente der Unternehmensstrategie.

Nachhaltiges Wirtschaften als Erfolgsstrategie

Denn die Integration von Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie sichert nicht nur die „license to operate“, sondern ermöglicht auch langfristigen Erfolg in einer zunehmend klimabewussten Welt. Die nachhaltige Transformation ist eine Investition in die Zukunft des Unternehmens, die Umwelt und die Gesellschaft. Indem gemeinsam Verantwortung übernommen wird, kann eine lebenswerte Zukunft innerhalb der planetaren Grenzen geschaffen und gestaltet werden – eine Zukunft, die auf einer ausgewogenen Balance von Ökonomie, Ökologie und Sozialem basiert.

Dabei ist die Transformation zu einem nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen ein kontinuierlicher Prozess mit fünf einfachen Schritten, der sowohl strategisches Denken als auch unternehmerisches Handeln erfordert. Unternehmen müssen ihre Position analysieren (1) , eine Vision und Mission entwickeln (2), Nachhaltigkeitsziele und Transformationspfade definieren (3), Maßnahmen implementieren (4) und ihre Steuerungs- und Führungsprozesse anpassen (5). Und manchmal gilt es auch Geschäftsmodelle der Vergangenheit über Bord zu werfen und sich neu zu erfinden.

So einfach das in der Theorie klingt, um so herausfordernder ist es in der Praxis. Jeder, der schon einmal an der Entwicklung einer neuen Unternehmensstrategie mitgewirkt hat, weiß, dass gerade die Implementierung der Strategie eine große und anspruchsvolle Herausforderung ist, die alle Mitarbeiter auf allen Hierarchiestufen betrifft. Es gilt Strukturen, Prozesse und Kultur miteinander zu verzahnen und auf das neue Ziel – Nachhaltigkeit in allen Dimensionen und das nachhaltige Wirtschaften – auszurichten.

Dazu bedarf es eines strukturierten Vorgehens und klarer Vorgaben, ebenso wie einer klaren Erwartungskommunikation, einer Allokation von Ressourcen und des richtigen Mindsets auf allen Ebenen des Unternehmens:

„Nur wenn der/die CEO das Thema Nachhaltigkeit glaubwürdig besetzen kann und als Vorbild fungiert entsteht die notwendige Glaubwürdigkeit und Konsequenz, die für eine solche Transformation notwendig ist. Dies gilt grundsätzlich und gerade bei größeren Unternehmen, auch für das gesamte Top Management“, sagt Axel Berger, HOW Digital & Sustainability Lead at Franz Haniel & Cie GmbH.

Und zuletzt bedarf es auch Zeit und eines pragmatischen Vorgehens, damit die Transformation gelingen und nachhaltiges Wirtschaften als Erfolgsstrategie in den Unternehmen etabliert werden kann. Der Vorteil dabei ist jedoch, dass jeder seinen Teil dazu beitragen und die Veränderung mitgestalten kann. Oder um es mit den Worten von Jane Goodall zu sagen:

“You cannot get through a single day without having an impact on the world around you. What you do makes a difference, and you have to decide what kind of difference you want to make.”

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