Inwiefern hält die digitale Arbeitskultur und die Ausstattung mit digitalen Werkzeugen (Soft- und Hardware) in Deutschland Schritt mit der durch die Globalisierung getriebene Notwendigkeit digitaler (und mobiler) zu arbeiten? Diese Frage haben wir uns auch dieses Jahr wieder im Rahmen des „Digital Index“ gestellt. Es gibt viele positive Ergebnisse, über die es sich zu berichten lohnt.

Kompetenzverteilung

Berufstätige in Deutschland sind bezüglich ihrer digitalen Kompetenzen im Vergleich zur Gesamtbevölkerung überdurchschnittlich gut aufgestellt. Insbesondere Menschen, die Bürotätigkeiten ausüben und 14-29-Jährige sind digital kompetenter als die Durchschnittsbevölkerung. So sieht man in der Gesamtübersicht bei der Abfrage digitale Kompetenzen, dass insbesondere die Angestellten im Bürobereich überdurchschnittliche Kompetenzen aufweisen: Hierzu zählen beispielsweise die Verwendung sicherer Passwörter, die Nutzung von Antivirensoftware, die Überprüfung von Sicherheitseinstellungen, der Umgang mit personenbezogenen Daten oder das Recherchieren im Internet. 

Jugendliche und jüngere Berufstätige sind hingegen in Bereichen führend, in denen es um die Nutzung eines Smartphones geht.

Mobiles Arbeiten

Von besonderem Interesse waren für uns auch in diesem Jahr wieder Fragen, die sich auf dem Umfang und die Voraussetzungen der mobilen Arbeit bezogen. Wir haben eine breite Definition von mobiler Arbeit gewählt, da wir der Überzeugung sind, dass nur auf diese Art und Weise der Realität des mobilen Arbeitens Rechnung getragen werden kann. Ergebnis unserer Abfrage: In Deutschland hat nur jeder fünfte Berufstätige die Möglichkeit, mobil zu arbeiten. Damit muss festgestellt werden, dass trotz umfangreicherer Werkzeuge und Möglichkeiten der digitalen Arbeit dieses Potenzial von Seiten der Arbeitgeber eventuell nicht ausgenutzt wird. Dies ist umso tragischer, als dass etwa jeder zweite Beschäftigte angibt, das zeitlich und räumlich flexibles Arbeiten eigentlich seine Lebensqualität steigern könnte. In Bürojobs arbeiten immerhin 30 % der Beschäftigten ab und an mobil. Damit hat sich aber auch dieser Wert seit dem Vorjahr nicht verändert.

Von den Menschen, die nicht mobil arbeiten, geben zwei Drittel an, dass dies in Ihrem Beruf nicht möglich sei. Ein weiteres Drittel sagt, dass ihr Unternehmen kein mobiles Arbeiten anböte.

Digitale Chancengleichheit

Die geringe Quote der mobil Arbeitenden muss umso mehr Anlass zum Nachdenken geben, als dass immerhin jeder zweite Beschäftigte in Deutschland einen Laptop für seine Arbeit nutzt. Wieso kann er oder sie dann damit nicht mobil arbeiten? Bedenklich erscheint auch, dass mit der Digitalisierung der Arbeit keine größere Chancengleichheit zwischen unterschiedlichen Gruppen der Bevölkerung einher zu gehen scheint. Der Anteil der Menschen in Vollzeit, die über einen Laptop, Smartphone, Videoconferencing-Tool, VPN oder ein digitales Werkzeug zur Zusammenarbeit verfügen, liegt um den Faktor 2-3 höher als der jeweilige Anteil der in Teilzeit Arbeitenden.

Ähnlich ungleich verteilt ist die Verwendung von Hard- und Software zwischen Frauen und Männern; der Anteil der Männer, denen diese Geräte und Dienste zur Verfügung gestellt werden, liegt ebenfalls um den Faktor 2-3 höher als der jeweilige Anteil der Frauen, denen diese Infrastruktur zur Verfügung gestellt wird.

 

Offenheit gegenüber digitaler Arbeitskultur

Den Beschäftigten in Deutschland ist, so zeigen unsere Zahlen, sehr klar, dass sich Berufe, Tätigkeiten und Kompetenzen im Zuge der Digitalisierung der Arbeit in Zukunft stark verändern werden. Das Positive dabei ist, dass die Mehrheit der Beschäftigten mit Offenheit und einer positiven Grundeinstellung auf diese Änderungen schaut. Sich verändernde Aufgaben, lebenslanges Lernen, die zunehmende Internationalisierung, die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, die zunehmende Automatisierung und die Stärkung der Zukunftsfähigkeit des deutschen Bildungssystems sind Themenbereiche, bei denen die Bevölkerung einen positiven Einfluss der Digitalisierung erwartet.

Herausforderungen stellen demgegenüber das Wegfallen von Berufen und Tätigkeiten, der Fachkräftemangel und der mögliche Verlust von Arbeitsplätzen dar. Insgesamt aber werden die Chancen der Digitalisierung eindeutig höher eingeschätzt als die Risiken. Hierbei ist auffällig, dass Menschen mit geringerer beruflicher Qualifikation der Digitalisierung und dem Aufbau der notwendigen digitalen Kompetenzen optimistischer und offener gegenüberstehen als Beschäftigte im Bereich der höheren Qualifikationen. Dies könnte aus unserer Sicht darauf hindeuten, dass viele Menschen gar nicht bewusst ist, welche tatsächlichen Herausforderungen bei der Digitalisierung der Arbeit auf sie zukommen werden. 

 

Breite Offenheit vorhanden

Grundsätzlich sollte sich aber Politik und sollten sich Unternehmen der riesigen Potenziale bewusst sein, die die Offenheit der meisten Berufstätigen gegenüber diesen Änderungen mit sich bringt.

Drei von vier Beschäftigten sind sich bewusst, dass beruflicher Erfolg lebenslanges Lernen voraussetzt. 69 % der Bevölkerung meinen, dass Digitalisierung stärker im Studium und der beruflichen Ausbildung verankert werden müsste. 68 % sagen, dass beruflicher Erfolg zukünftig definitiv voraussetzt, mit den Entwicklung der Digitalisierung Schritt halten zu können. Jeder zweite Beschäftigte in Deutschland hat ein großes Interesse daran, moderne digitale Technologien bei seiner Arbeit einzusetzen; im Bereich der Bürojobs sind es sogar zwei Drittel der Beschäftigten. Es ist daher vor allen Dingen an den Arbeitgebern, diese Potenziale zu nutzen, indem digitale Fortbildung, mobiles Arbeiten und die Umsetzung einer offenen digitalen Arbeitskultur zum Alltag und zur Selbstverständlichkeit werden.

Hier die ganze Studie runterladen!

D21 Digital Index 19/20
D21 Digital Index 19/20
Seit dem Jahr 2013 liefert die Studie "D21-Digital-Index" ein umfassendes jährliches Lagebild zur Digitalen Gesellschaft in Deutschland. Sie zeigt auf empirischer Grundlage auf, wie die Gesellschaft die Veränderungen durch die Digitalisierung adaptiert. Die Studie dient als Basis für aktuelle und zukünftige Entscheidungen durch politische, wirtschaftliche, zivilgesellschaftliche und wissenschaftliche AkteurInnen. Hervorgegangen aus den Studien (N)ONLINER Atlas und Digitale Gesellschaft erfasst der "D21-Digital-Index" in einer integrierten Untersuchung sowohl Onliner- als auch OfflinerInnen und bildet damit die gesamte deutsche Wohnbevölkerung ab 14 Jahren ab.
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