Der Klimaschutz und die Nachhaltigkeit allgemein (im Folgenden unter „Nachhaltigkeit“ zusammengefasst und im Sinne von ökologischer, ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit gemeint) scheinen bei vielen großen Unternehmen angekommen zu sein. Wie aber können Kleine und Mittlere Unternehmen (KMU) von den Erfahrungen der Großen oder auch den Vorreitern im Umgang mit diesen Themen innerhalb der KMU-Community lernen?  

Rückblick

Schon im letzten Jahr hatten wir gemeinsam mit dem internationalen Wirtschaftsforschungsinstituts OMFIF, dem Bundesverband deutscher Banken, dem DRSC – Deutsches Rechnungslegungs Standards Committee e. V., dem The New Institute, Flossbach von Storch, der Luxemburger Stock Exchange sowie Andersen Tax & Legal und unter Schirmherrschaft des Bundesfinanzministeriums und der Luxemburger Botschaft eine Umfrage aus dem Unternehmensbereich veröffentlicht.

Diese zeigte, dass sich gerade große Unternehmen mit ihren ausreichend vorhandenen Personalressourcen mit diesen Themen als Folge veränderter Kundenwünsche und auch auf Drängen der eigenen Angestellten bereits beschäftigt haben. Neue und anstehende Änderungen im Bereich der Regulatorik (Bilanzierungen, Emissionszertifikatehandel, absehbares Impact Assessment) haben zu weiteren Anpassungen interner Arbeits- und Produktionsabläufe sowie entsprechenden Entscheidungen der Führungskräfte geführt.

In der Umfrage deutete sich zudem an, dass KMU hier einen Nachholbedarf haben und dass die Digitalisierung bei der Erreichung der nachhaltigen Transformation eine essenzielle Rolle spielt (85% Zustimmung).

Die Digitalisierung wirkt dabei auf drei Ebenen. Als Unterstützung der betrieblichen Prozesse und des bestehenden Geschäftsmodells dient sie der Wahrung der ökonomischen Nachhaltigkeit. Im Bereich der Produktion, der Arbeitsplätze, der Art des Arbeitens und des Ressourcenbedarfs dient sie der ökologischen Nachhaltigkeit. Und schließlich eröffnet sie durch neue Form der Partizipation von Kunden und Beschäftigten an relevanten Entscheidungen des Unternehmens auch die soziale Nachhaltigkeit. 

Damit kann eine ähnliche Transformationswelle bzw. wirtschaftliche Gesetzmäßigkeit wie in der Digitalisierung beobachtet werden; große Unternehmen können mit ihren personellen und finanziellen Ressourcen schneller und offensiver Transformationserfordernisse annehmen und umsetzen als Kleine und Mittlere Unternehmen.

So stellen auch der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) und das Umweltbundesamt (UBA) fest, dass es in KMU zwei gleichzeitig stattfindende Herausforderungen gibt, vor denen diese derzeit stehen und die noch nicht in der erforderlichen Breite angegangen worden sind. Der RNE schreibt dem entsprechend bezüglich der Bedeutung von “Nachhaltigkeit” als integralen Bestandteil der Tätigkeit der Unternehmen:

„Der Anteil der aufgrund der Anwendung eher strenger Kriterien als nachhaltigkeitsorientiert zu charakterisierenden Unternehmen an der Gesamtheit aller deutschen Unternehmen beträgt 0,15%.“ (S. 6) Und weiter: „Die Studienergebnisse zeigen, dass sich eher große Unternehmen auf den Transformationspfad begeben haben und KMU langsamer nachziehen.“ (S. 9)

Das UBA betont wiederum in einer Studie zur Rolle der Künstlichen Intelligenz bei der nachhaltigen betrieblichen Transformation, dass einerseits große Unternehmen aufgrund ihrer personellen und finanziellen Möglichkeiten und andererseits Start-Ups infolge ihrer hohen Innovationsfähigkeit dabei sind, eine spannende Symbiose einzugehen. KMU hingegen finden eher nicht statt, oder aber sind stattdessen darauf angewiesen, entsprechende Technik zu mieten, um diese überhaupt ansatzweise nutzen zu können. 

Wie geht es weiter?

Es geht also zum einen um die Herausforderung der noch nicht abgeschlossenen betrieblichen digitalen Transformation. Zum anderen geht es um die dringend notwendige nachhaltige Transformation von Arbeits- und Produktionsprozessen sowie der Geschäftsmodelle. Es kann daher – ähnlich der EU-Begrifflichkeit der Twin Transition bezüglich der volkswirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ebene – auch von einer doppelten betrieblichen Transformation gesprochen werden, vor denen die KMU in den nächsten Jahren stehen. Dieser werden wir uns im neuen Projekt der Bertelsmann Stiftung widmen. 

Hierbei möchten wir auf die positiven Erfahrungen mit den Methoden der ausführlichen Unternehmensinterviews und der Fallstudie im abgelaufenen Projekt zur Zukunft der Arbeit aufbauen.

Wir suchen euch!

Aus diesem Grund suchen wir auch dieses Mal wieder Innovatoren aus der KMU-Community, von denen die KMU in Gänze lernen können

Wir werden mit diesen Innovatoren vorab teilstrukturierte Interviews führen, um dann in einem zweiten Schritt in eine umfängliche Fallstudie mit ausgewählten KMU einzutreten. In unserer letzten Fallstudie zur rein digitalen betrieblichen Transformation waren es am Ende 15 Unternehmen, die es in die Studie „geschafft“ haben und dort als „Fall“ ausführlich dargestellt worden sind. Die Erkenntnisse konnten wir dann in Handlungsleitfäden und für Unterstützungstools umsetzen. 

Daher würden wir uns freuen, wenn ihr uns wie bei der letzten Studie Namen von Innovatoren unter den KMU zukommen lassen könntet, von denen ihr meint, dass sich eine weitere Befassung mit diesen KMU lohnen könnte. Natürlich haben wir uns auch selbst schon Gedanken zu möglichen Kandidaten gemacht. Welches sind aus eurer Sicht die KMU, mit denen wir uns befassen sollten? Welche KMU sind euch in letzter Zeit oder vielleicht in eurer Arbeit begegnet, die aus eurer Sicht besonders innovativ und auch mit digitalen Werkzeugen vorgegangen sind, um diese nachhaltige Transformation im Sinne der Kundenwünsche und der Umwelt zu bewältigen? 

Lasst uns gern auf dem kurzen Wege entsprechende Namen von KMU zukommen. Selbstverständlich könnt ihr uns auch euer eigenes Unternehmen bzw. euren Arbeitgeber nennen, wenn ihr glaubt, dass dieses besonders nachhaltig agiert.

Ihr erreicht uns via Mail
Twitter (@olewin, @win_bee)
Ihr könnte aber natürlich auch gerne das Kommentarfeld unter dem Beitrag nutzen!  

Wir freuen uns auf mögliche Vorschläge! 

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